Auf der Messe Intermodellbau 2019 in Dortmund hatte der Club Ferroviaire de Franche-Comté aus Frankreich seine wunderschöne und einzigartige Spur H0 Anlage mit dem Namen „La Maurienne“ vorgestellt. Der Club hat etwa 60 Mitglieder, die aus ganz Frankreich stammen. Daher gibt es kein Vereinsheim, in dem Modelleisenbahnanlagen fest installiert sind, sondern die Mitglieder arbeiten jeweils unabhängig voneinander an einzelnen Modulen, die während verschiedener Modellbahnausstellungen zusammengestellt werden.
Nachdem der Club, der stets auf den Zusammenhang zwischen Modellbau und Realität achtet und ausschließlich Schauanlagen konstruiert, die entweder heute noch existieren oder damals existiert haben, bereits durch seine spektakuläre Modellbahnanlage mit dem Namen „La Bosse“ sehr große Bekanntheit in der internationalen Modellbahnszene erlangte, wurde vor wenigen Jahren mit dem Bau der neuen Modellanlage mit dem Namen „La Maurienne“ begonnen.
Einmal mehr stellten sich die Mitglieder mit dem Bau dieser neuen Modulanlage einer ganz besonderen Herausforderung, denn „La Maurienne“ zeigt einen Teil der zweigleisigen Eisenbahnstrecke in den 1950’er und 1960’er Jahren zwischen Culoz und Modane in der Region Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, die bis zur italienischen Grenze reicht, die seinerzeit nicht mit einer konventionellen Oberleitung, sondern mit einer Stromschiene elektrifiziert war.
Weil in den frühen 1930’er Jahren die Elektrifizierung von Eisenbahnbahnstrecken mit einer Stromschiene als einfacher eingeschätzt wurde, ist die sogenannte „Maurienne-Strecke“ auf dem Abschnitt von Chambéry bis Modane mit einer seitlich angeordneten Stromschiene für 1500 Volt Gleichstrom versehen worden. Lokomotiven, die damals für den internationalen Reise- und Güterverkehr eingesetzt wurden, sind in der Realität mit Schleifschuhen für die Stromschiene ausgerüstet worden. Obgleich die Strecke im Zeitverlauf auch mit einem normalen Fahrdraht ausgestattet wurde, blieb der Betrieb mit der Stromschiene bis 1976 bestehen.
Dreh- und Angelpunkt ist der Bahnhof „Les Praz-de-Chamonix“, weil hier seinerzeit alle Personen- und Güterzüge zwischen Frankreich und Italien durchgefahren sind. Da dieser Bahnhof heute nicht mehr existiert, war der Bau dieser Modellbahn mit einer umfangreichen, dokumentarischen Recherchearbeit verbunden. Was den Bahnhof betrifft, so konnte nur ein einziges Archivbild ermittelt werden, das den französischen Modellbauern als Vorbild diente.
Andere Archivbilder gaben wiederum Auskunft darüber, welche Brücken, Tunnel, Viadukte und insbesondere welche Strommasten entlang der Strecke zu sehen waren. Auch konnte über alte Bilder die Zahl der Bäume in der unmittelbaren Umgebung der Bahnstrecke ermittelt werden: Weit mehr als 300 Miniaturbäume sind im Maßstab 1/87 auf der Anlage verpflanzt worden. Die Spur H0 Anlage wird mit der Software „Train Controller“ verwaltet, die mit einer Steuereinheit von ESU verbunden ist.
Aufgrund der Stromschiene mußte natürlich das Rollmaterial spezifisch angepaßt werden, so dass Lokomotiven vom Hersteller Jouef (Hornby Railways) und SNCF Lokomotiven vom Hersteller Mistral umgebaut wurden. Selbstverständlich ist das rollende Material gealtert, verwittert und patiniert. Dies gilt auch für die Güterwagen, die seinerzeit mit Kreide beschriftet wurden. In feinster Detailarbeit sind diese kleinen Markierungen auf den Wagen wiederzuerkennen.
Video bei YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=yWpZ07vum0c
Intermodellbau Dortmund 2019 Eisenbahn Modellbahn Modellbau Modelleisenbahn Pennula SNCF Jouef Mistral Hornby Spur H0 Anlage Schauanlage Modulanlage Frankreich Maurienne Modellbahnausstellung Modellbahnanlage Eisenbahnstrecke Oberleitung Fahrdraht Stromschiene Italien elektrifiziert Elektrifizierung Lokomotiven Reisezug Güterverkehr Schleifschuhe Personenzüge Güterzüge Strommasten Spur H0 Spur HO ESU Rollmaterial Hornby Railways gealtert verwittert patiniert Güterwagen