Bei der großartigen Modellbahn-Ausstellung »Modeltrein Expo On traXS« hat der belgische Modellbau- und Eisenbahnbahn-Verein Modelbouw Openbaar Vervoer (MOBOV) aus Antwerpen sein Modellstraßenbahn-Diorama präsentiert, das den längst vergessenen Straßenbahnverkehr der 1960’er Jahre in Belgien darstellt.
Man muß wissen, dass die Belgische Eisenbahn-Geschichte sehr stark von der „Nationalen Kleinbahngesellschaft“ geprägt gewesen ist, also von der „Nationale Maatschappij van Buurtspoorwegen“ (NMVB) bzw. der „Société nationale des chemins de fer vicinaux“ (SNCV). Die Nationale Kleinbahngesellschaft betrieb in Belgien eine Vielzahl von Schmalspurbahnen sowie Straßenbahnen, die sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr eingesetzt wurden.
Als die Nationale Kleinbahngesellschaft im Jahre 1884 gegründet wurde, sollten zwei Ziele erreicht werden: Neben einem großen Eisenbahnnetz für den Fernverkehr sollte auch ein sehr detailliertes Schienennetz für den Nahverkehr aufgebaut werden, damit jedes Dorf mit der Bahn erreicht werden konnte. So läßt sich denn auch das niederländische Wort „Buurtspoorwegen“ im Deutschen als „Nachbarschaftsbahnen“ übersetzen.
Im 19. Jahrhundert wie auch im 20. Jahrhundert wurden ausgehend von der Metropolregion Antwerpen zahlreiche Straßenbahnlinien aufgebaut. Anfangs waren Dampfstraßenbahnen, später elektrische Güterstraßenbahnen unterwegs, die wegen ihrer blau-cremefarbenen Lackierung sehr bald den Spitznamen „Die Blauen“ („Den Blauwen“) im Volksmund erhielten. Da unter den Mitgliedern im Verein MOBOV ein großes Interesse am Straßenbahnbetrieb besteht, sollte die Modellstraßenbahn-Anlage exakt nach dem Vorbild der alten „Linie L“ bzw. „Linie 75“ in der Region Antwerpen konstruiert sein. Folglich fiel die Wahl auf einen Nachbau des Dorfes Lillo und der Trambahnstation Lillo-Hafen.
Lillo ist ein Dorf an der Schelde, etwas nördlich von Antwerpen, gewesen, das durch den Ausbau des Antwerpener Hafens in den 1960‘er Jahren fast von vollständig von der Landkarte verschwunden ist. Lediglich ein kleines Wohngebiet, einigen Straßen und der Hafen sind heute noch vorhanden. Der Straßenbahnverkehr auf der gesamten Linie 75 wurde bereits am 1. Oktober 1961 eingestellt.
Die Modellbahnanlage ist als Ausstellungsanlage konzipiert und läßt sich auf je zwei Seiten, die in einem Winkel von 90° zueinander stehen, mit einer Grundfläche von jeweils 1,4 m x 0,56 m von Zuschauern einsehen. Im Hintergrund befindet sich ein Schattenbahnhof, der etwa 0,50 m x 0,20 m groß ist. Da jenes Diorama nur zwei Segmente bietet, war eine reale Nachbildung von Lillo auf dieser kleinen Fläche nicht möglich, daher wurde lediglich ein Abbild des Hafens gewählt. Dieser basiert auf den heute noch bestehenden Gebäuden, auf dem Schelde-Deich sowie auf dem Hafenbecken. Die Gebäude wurden von den Vereinsmitgliedern aus Pappe, Karton und Papier hergestellt. Zu diesem Zweck wurden vor Ort Messungen vorgenommen und alte Fotos verwendet.
Hauptakteur auf der Modelleisenbahn sind die „Blauen Straßenbahnen“ sowie Güterstraßenbahnen, die allesamt aus Bausätzen des Herstellers „Ferivan Modelbouw“ stammen und selbst lackiert sowie mit notwendigen Details ausgestattet wurden. Auf der linken Seite der kleinen Modellbahnanlage kommen die Straßenbahnen aus dem Schattenbahnhof auf Gleisen von TILLIG (Spur H0m) herausgefahren, biegen dann über eine Linkskurve parallel zum Schelde-Deich und fahren dann weiter zum kleinen Hafen (Endstation). Am Hafen wurden die Güterstraßenbahnen hauptsächlich mit Heu, Stroh, Kohle, Zuckerrüben, Munition und Aal beladen. Insbesondere Zuckerrüben wurden mit Lastkähnen im Gezeitenhafen von Lillo angeliefert und dann mit der Güterstraßenbahn zur Zuckerfabrik in Lillo transportiert.
Im Hintergrund erstrahlt eine Fototapete, die auf einen geschwungenen Karton aufgeklebt wurde. Um dem Diorama ein realistisches Aussehen zu verleihen, wurden mit dem elektrostatischen „Grasmaster“ Gräser aufgebracht. Bäume und Büsche aus dem Sortiment von „Martin Welberg Scenic Studios“ und „MBR Model“ runden das wunderschöne Erscheinungsbild der Landschaft ab. Freilich wurde auch die typische Oberleitung der NMVB originalgetreu nachgebildet.
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